Guter Filmschnitt: Den Zuschauer in den Sog des Films zu ziehen, ihn mitzunehmen, so dass er erst wieder gehen will, wenn die Geschichte erzählt ist.
Das ist es, was der Filmeditor erreichen will. Der Schnitt ist dann zuende, wenn man nichts mehr weglassen kann. Wie ein Bildhauer möchte der Cutter aus dem rohen Stein die Figur formen, die den Zuschauer zur Rührung bringt.
Den Kern einer Geschichte zu entdecken. Aufmerksam für Details sein, die auf dem Weg der Montage das Gesamte weiter ausdifferenzieren. Das große Bild dabei nicht aus den Augen zu verlieren, und die Intention, mit der der Film entstanden ist.
Idealerweise ist der Filmeditor kreativer Gefährte für die Regie von Anfang an:
In der Vorproduktion: Er/sie kann Rückmeldung zum Drehbuch hinsichtlich Montageaspekten und aus seiner Erfahrung als letzter Dramaturg des Filmes geben.
Während des Drehs: Der Editor kann das Material unmittelbar testen, beurteilen und ggf. nötige Nachdrehs anzeigen oder weitere Takes vermeiden helfen. Das spart was bares Geld.
Neben seiner Expertise zur technischen Umsetzbarkeit von Schnitt und Kompositionsmöglichkeit kann er seine Sichtweise auf die sich aus der Drehdynamik entwickelten Spannungsbögen mitgeben.
Der Editor ist das erste Publikum des Films und hat ein vorrangiges Ziel: Die bestmögliche Wirkung des Films zu erzeugen. Seine künstlerische Einschätzung hilft bei Entscheidungen, die mit den am Filmschaffungsprozess beteiligten Gewerken abgestimmt werden müssen.
Kommunikation – das Erzählen – ist damit nicht nur der Kern eines jeden Films, sondern der des gesamten Arbeitsprozesses: Die künstlerisch-inhaltlichen Vorstellungen des Regisseurs und des Buchs verstehen zu lernen. Die eigene Wahrnehmung des Materials zum Ausdruck zu bringen.
Um weder zu viel, und noch zu wenig erzählen sind Fragen ständiger Begleiter im Schnitt wie: Welche Erzählperspektive, welches Framing, welche Bewegung (oder Nicht-Bewegung) wirkt wie auf den Zuschauer? Was ist die Perspektive des Bildes, die des Tons?
Was wird zwischen den Zeilen erzählt? Und jenseits des Gesprochen? Was erzählt bildlich/tonliche Symbolik?
Ist das Erzählte schlüssig? Wann wird was erzählt, und wie beeinflusst das die Dramatik? Wie etabliert man notwendigen Informationsgehalt, ohne dass das Gezeigte konstruiert wirkt?
Da sich die Geschichte auf dem Weg Buch – Dreh – Schnitt entwickeln wird, gilt es auch hier neu abzuwiegen und zu gewichten. Agile Entwicklung ist im kreativen Prozess der Filmmontage die effektivste Methodik. Reagieren auf die Entwicklung des Stoffes während dem ist wichtiger als der Plan, Individuen und Interaktion mit Ihnenersetzen langwierige Prozesse.
Seit über 20 Jahren sind diese Fragen Ruperts Begleiter, während seinem Studium der Literatur- und Musikwissenschaften, wie auch in seiner 17-jährigen Praxis des Filmemachens. Er hat neben seiner Haupttätigkeit als Editor Erfahrung in Kamera, Regie, VFX, Schauspiel oder Produktion gemacht und dabei wertvolle Einblicke in Wünsche und Bedürfnisse der jeweiligen Abteilungen gewonnen.
Am Ende wollen Alle Eines:
Die bestmögliche Geschichte erzählen.